Fingerprint – Die Rückseite der Vorderseite

Fingerprint – Die Rückseite der Vorderseite

Nita Tandons Installation Fingerprint macht die Diskrepanz zwischen digitalisierter und damit beliebig oft kopierbarer Grafik und der Einzigartigkeit eines analogen Bildes sichtbar. Der Scan des Fingerabdrucks der Künstlerin wird ins Analoge zurückgeführt, indem jedes einzelne Pixel als Plastilinquadrat mit dem Finger auf einer Glasscheibe angebracht wird. Das Verfahren ist ein definitorisches Spiel mit der Festlegung der BetrachterInnen, die die Zuordnungen analog/digital, zweidimensional/dreidimensional, Vorderseite /Rückseite selbst treffen müssen.

Der Fingerabdruck, den das gesamte Bild darstellt, wird auf jedem einzelnen Teil des Bildes hinterlassen: Die Vorderseite wird zur Rückseite und umgekehrt. Im Aufeinandertreffen von Körperlichkeit und Materialität des Plastilins und des Fingers geschieht die Überschneidung und das Ineinandergreifen beider Körper. Im Zuge dieses Transfers findet die Identifikation im Bildlichen und im Konkreten statt.

Der Fingerabdruck als Inbegriff der Feststellung von Identität wird zum Gegenstand der Frage nach Originalität und Serialität.

Daniel Wisser, 2010